Logopädie

Die Logopädie hat das Ziel, das kommunikative Handeln der Klienten auf einen individuell befriedigenden Stand zu bringen. Die Patientenklientel umfasst alle Altersgruppen.

Im Kindergarten- und Vorschulalter findet man gehäuft Probleme im Rahmen einer Sprachentwicklungsverzögerung bzw. – störung. Darunter fallen z.B. Dysgrammatismus und Artikulationsstörung. Neben den expressiven Auffälligkeiten treten auch Sprachverständnisstörungen auf.

Logopädische Behandlungsgebiete sind außerdem Stottern, Poltern, myofunktionelle Störungen und Stimmstörungen.

Ebenso behandeln wir Patienten mit Sprachstörungen nach einem Schlaganfall oder anderen neurologischen Beeinträchtigungen wie bsplw. Aphasie, Dysarthrie und Dysphagie. Bei notwendiger medizinischer Indikation erfolgt unsere Behandlung auch als Hausbesuch.

Kinder im Schulalter, die in Folge einer Sprachentwicklungsstörung eine Lese-Rechtschreibstörung entwickeln, werden von uns therapeutisch unterstützt.

Logopädische Therapiebereiche

 

Sprachentwicklung

Sprachentwicklung beginnt nicht mit dem ersten Wort.
Wesentliche Spracherwerbsprozesse laufen bereits in den ersten Lebensmonaten ab, Vorläuferfähigkeiten entwickeln sich schon vor der Geburt.

Die Vorbereitung zur Sprachentwicklung beginnt also schon im Mutterleib.
Wenn das Kind zufrieden am Daumen lutscht und Fruchtwasser schluckt, trainiert es die Muskulatur von Lippen, Zunge und Gaumen. Auch das Gehör wird schon geschult, wenn es ab dem 5.Schwangerschaftsmonat auf Stimmen und Geräusche von „draußen“ achtet.
Wenn das Baby nach der Geburt den ersten Schrei macht, ist der Grundstein gelegt, mit seiner Umwelt Kontakt aufzunehmen.

Schreien bleibt in den ersten Lebenswochen die einzige Möglichkeit des Säuglings seiner Umgebung etwas über seine Gefühle und Bedürfnisse mitzuteilen.

Ab dem ersten Lebensmonat kann ein Baby seine Laute variieren. Die Erwachsenen reagieren darauf und das Baby „antwortet“, lächelt, brabbelt oder zeigt, dass die Reaktion seine Bedürfnisse nicht gestillt hat. Dies ist der erste kleine Dialog.

Schon mit 2 Monaten beginnt das Baby mit einer neuen Form des Sprechens: Es lallt – und probiert damit seine Sprechwerkzeuge aus.

Etwa ab dem 7. Monat werden fremde und auch selbst produzierte Laute nachgeahmt; jetzt wird das Hören zum wichtigen Bestandteil der Sprachentwicklung. Bricht hier das Lallen plötzlich ab, kann dies ein Hinweis für eine Hörstörung sein.

Mit ca. 1 Jahr beginnt das Kind zu sprechen (zwischen 2 und 10 Wörtern in Kindersprache „wau wau“), es reagiert auf seinen Namen und versteht einfachste Aufträge.

Bis das Kind 1,5 Jahre alt ist, hat es begriffen, dass jedes Ding einen eigenen, bestimmten Namen hat. Nun stehen einzelne Wörter aber auch schon für einen ganzen Satz – Einwortsatz -, es spricht 10 – 15 Wörter. Es versteht einfache Sätze und Aufgaben.
Mit 2 Jahren (20 – 50 Wörter) beginnt das Kind mit Zweiwortsätzen („Mama da“), es sagt seinen Namen und versteht nun auch längere Sätze.

Im 3. Lebensjahr erweitert sich der Wortschatz rapide (auf ca. 800 Wörter). Das Kind kann nun Sätze bilden und Fragen stellen (was/wo). Die Artikulation wird immer besser.
Es hat schon ein recht gutes Sprachverständnis.

Wenn es in den Kindergarten kommt, sollten einfache, korrekte Sätze möglich sein. Es beginnt nun schwierigere Lautverbindungen zu beherrschen, erweitert deutlich seinen Wortschatz und benutzt auch schon einmal die richtige Vergangenheitsform. Es kann kleine Geschichten erzählen.
Im Alter von 4 Jahren hat sich sein Wortschatz auf ca. 1.500 Wörter vergrößert, das Kind beherrscht seine Muttersprache weitgehend!

Bis zur Einschulung müssen alle Laute korrekt gebildet werden, die Grammatik sollte weitgehend beherrscht werden. Das Kind sollte in der Lage sein, eigene Erlebnisse aus dem Alltag sinnvoll zu erzählen. Dazu stehen ihm in der Regel 2.500 bis 3.000 Wörter zur Verfügung.

Werden kindliche Sprachstörungen nicht behandelt, so kann es zu Problemen in anderen Entwicklungsbereichen kommen. Häufig zeigen sich Verhaltensauffälligkeiten sowie Störungen im sozialen Bereich. Auch die Lese-Rechtschreibschwäche ist eine mögliche Folge einer Sprachentwicklungsstörung.

 

Sprachstörung bei Kindern

Sprachstörungen bei Kindern können alle Bereiche des Sprachsystems betreffen:

Lautsystem/Aussprache, Wortschatz, Grammatik und allgemeine Kommunikationsfähigkeit.
Störungen zeigen sich sowohl beim Verstehen und Sprechen, als auch in kommunikativen Situationen und beim Schriftspracherwerb.

1. Störung des Lautsystems (Artikulation)
Das Kind hat Probleme beim Erwerb des Lautsystems. Einzelne Laute oder Lautverbindungen werden weggelassen (z.B.: „metterling“ – Schmetterling), durch andere ersetzt oder falsch gebildet (z.B.: „tinderdarten“ – Kindergarten; „snecke“ – Schnecke).

2. Wortschatzdefizit
Das Kind kann Dinge, die es kennt, nicht benennen (es sagt z.B. „Auto“ zu allem, was fährt). Sein Wortschatz ist nicht altersentsprechend. Die Wortbedeutungen können sich für das Kind aus dem situativen Zusammenhang erschließen.

3. Grammatikentwicklung
Sowohl der Satzbau, als auch das grammatische Regelsystem können gestört sein.
Satzbau: Auslassung von Wörtern oder Satzteilen, falsche Wortstellung (z.B.: „Papa Auto fährt“, „ich male Ball“)
Regelsystem: fehlerhafte Form („das Hund“, „ich habe geesst“, „Mama gehen einkaufen“)

4. Sprachverständnis
Die Bedeutung von Wörtern oder Sätzen wird nicht erkannt, obwohl das Gehör intakt ist.
Hat das Kind ein gutes Situationsverständnis, so wird die Störung oft übersehen.
Im Kindergarten orientiert sich das Kind an der Gruppe. Wird die Anweisung der Erzieherin nicht verstanden, kann es sich durch Abschauen bei den anderen Kindern helfen und so die richtige Handlung ausführen.

Eine Lese-Rechtschreibschwäche kann als Folge einer Sprachenwicklungsstörung auftreten (siehe LRS)

 

Stottern

Der Begriff Stottern wird bei Redeflussstörungen bzw. Störungen des Sprechablaufes verwendet.
Beim Sprechen zeigen sich unfreiwillige Verzögerungen („mmmman“), Wiederholungen von Lauten („ k-k-katze“), Silben („ba-ba-ball“) und Wörtern („ich-ich-ich habe Durst“)
und/oder Wortblockierungen („a—ber“).

Stottern kann in allen Altersstufen auftreten.
Manche Kinder haben in ihrer Sprachentwicklung Phasen, in denen Sprechunflüssigkeiten auftreten (meistens zwischen dem 2. bis 6. Lebensjahr).
Die Mehrzahl der betroffenen Kinder überwinden diese Störungen des Sprechablaufes wieder.
Dennoch entwickelt sich bei einigen Kindern ein chronisches Stottern, dass sich nicht „verwächst“ und auch im Erwachsenenalter noch vorhanden ist.
Eine logopädische Diagnostik mit Beratung ist notwendig,

  • wenn das Kind unter seinem veränderten Sprechen leidet

  • wenn Zeichen von Anstrengung oder Vermeidung beim Sprechen sichtbar werden (Druckaufbau im Körper während eines Stottersymptoms beispielsweise mit dem Fuß aufstampfen, Augen zukneifen und/oder die Hand vor den Mund halten)

  • wenn die Eltern verunsichert sind

  • wenn das Stottern länger als ein halbes Jahr anhält

In Einzelfällen kann die Therapie in Form einer Beratung der Eltern sinnvoll sein.

 

Poltern

Eine besondere Form der Redeflussstörung ist das Poltern.
Es zeichnet sich durch schnelles, unrhythmisches, unterbrochenes, unorganisiertes und oft unverständliches Sprechen aus. Dies kann zu einer Reduzierung der kommunikativen Kompetenzen und somit zu einer Kommunikationsstörung führen.
Poltern kann in allen Alterstufen auftreten.

Die Behandlungsbereiche einer Poltertherapie sind u.a.

  • Selbstwahrnehmung/Symptomwahrnehmung

  • Kommunikation

  • Sprachliche Organisation

  • Artikulation

  • Sprechtempo

Poltern und Stottern können auch als Mischformen auftreten. In diesem Fall muss in eingehender Untersuchung die im Vordergrund stehende Störung gefunden und behandelt werden.

 

Myofunktionelle Störung

Myofunktionelle Störungen sind Dysbalancen der Lippen-, Kiefer und Zungenmuskulatur, die den Schluckablauf beeinträchtigen und zur Entstehung und Aufrechterhaltung eines falschen Schluckmusters führen. Symptome können sein: Fehlender Mundschluss, Schmatzen, Atmung durch den Mund, geringe Kaubewegungen beim Essen und eine wenig ausgeprägte Gesichtsmimik.
Folgen einer andauernden myofunktionellen Störung sind Kiefer- und Zahnfehlstellungen, sowie Beeinträchtigungen der Artikulation (Lispeln).
Ziel der Behandlung ist der Aufbau und Ausgleich der Muskelkräfte des Gesichts und die Verbesserung der Koordination der am Schlucken beteiligten Muskulatur.

Die myofunktionelle Therapie unterstützt kieferorthopädische und zahnmedizinische Maßnahmen.

 

Stimmstörung

Stimmstörungen können sowohl bei Erwachsenen wie auch bei Kindern auftreten und organisch oder funktionell bedingt sein. Sie können den Stimmklang, den Stimmumfang, die Belastbarkeit und die Lautstärke der Stimme verändern. Oft sind sie durch Missempfindungen bis hin zu Schmerzen gekennzeichnet. Es kann die Sprechstimme als auch die Singstimme betroffen sein. Menschen in sprechintensiven Berufen sind besonders betroffen.
Jede Heiserkeit, die länger als vier Wochen andauert, sollte von einem HNO-Arzt untersucht werden!

Ursachen der funktionell bedingten Stimmstörung:

  • durch Gewohnheit erworben

  • durch Veranlagung erworben

  • durch Überlastung erworben

  • durch psychische Ursachen erworben

Ursachen der organisch bedingten Stimmstörung:

  • entzündliche Erkrankungen (z.B. Laryngitis)

  • organische Veränderungen der Stimmlippen/des Kehlkopfes (z.B. Schreiknötchen, Phonationsverdickungen, Ödeme, Teilresektionen)

  • traumatische Veränderungen des Kehlkopfes (durch Unfall)

  • Fehlbildungen des Kehlkopfes (z.B. Stimmlippenlähmung)

  • Entfernung des Kehlkopfes (Laryngektomie)

Die hypofunktionelle Stimmstörung
Die Stimme klingt verhaucht, leise, mit matter Klangfarbe und wenig Steigerungsmöglichkeiten.

Die hyperfunktionelle Stimmstörung
Diese Störung tritt häufiger auf.
Dabei klingt die Stimme heiser, rau, gepresst oder verhaucht bis aphon (stimmlos). Es zeigt sich eine Diskrepanz zwischen stimmlichen Möglichkeiten und dem stimmlichen Ausdruckswunsch.
Bei längerem Bestehen können organische Veränderungen entstehen, wie z.B. Stimmlippenknötchen.

Die logopädische Behandlung hat zum Ziel, die optimale stimmliche Kommunikationsfähigkeit wiederzuerlangen und zu stabilisieren.

Die logopädische Therapie sollte so früh wie möglich beginnen.
Je länger eine Stimmstörung besteht, desto manifester zeigen sich begleitende Sekundärsymptomatiken.

Stimmstörungen im Kindesalter
Die Stimmstörung schränkt die stimmliche Kompetenz ein. Dies hat meist einen negativen Einfluss auf die Kommunikationsfähigkeit und somit auf die Interaktion mit anderen.

Eine Stimmtherapie kann schon bei sehr kleinen Kindern (ab 3 Jahren) sinnvoll und erfolgreich sein.

 

Aphasie

Die Aphasie ist eine Sprachstörung, die nach Abschluss des Spracherwerbs auftritt. Sie entsteht aufgrund von Hirnschädigungen oder Hirnerkrankungen (z. B. Schlaganfall, Tumore oder Alzheimer).
Bei einer Aphasie können die Teilbereiche der Sprache

  • das Verstehen

  • das Lesen

  • das Schreiben

  • das Sprechen

unterschiedlich schwer betroffen sein.
Charakteristisch für eine Aphasie sind Wortfindungsstörungen, Wortentstellungen, Störungen des Satzbaus und der Grammatik sowie Einschränkungen des Sprachverständnisses.
Die Aphasietherapie wird individuell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Patienten abgestimmt.

 

Dysarthrie

Dysarthrophonien/Dysarthrien sind Störungen in der Ausführung von Sprechbewegungen. Sie treten durch Schädigungen, Verletzungen und Erkrankungen des Gehirns auf (u. a. Schlaganfall, Schädel-Hirn-Traumata, Prakinsonsyndrom).
Die Symptome einer Dysarthrie treten als Störungen der Bereiche Atmung, Stimmgebung und Artikulation auf.
Oft werden sie als Nuscheln, Verschlucken von Lauten, Silben oder Wörtern, als Näseln, Heiserkeit oder Kurzatmigkeit beschrieben.
Lähmungen der Gesichtsmuskulatur und der Artikulationsorgane können das Sprechen zusätzlich beeinträchtigen.
Die Dysarthrietherapie hat je nach Ursache und Ausprägung der Symptomatik die Wiederherstellung des Sprechens und/oder das Vermitteln von Kompensationsstrategien zum Ziel.

 

Dysphagie

Schluckstörungen (Dysphagie) können bei Kindern und bei Erwachsenen auftreten.

Bei Erwachsenen treten Schluckstörungen oft in Verbindung mit neurologischen Erkrankungen auf, wie z.B. nach Schlaganfall oder bei multipler Sklerose.
Sie können auch auf Grund von Alterungsprozessen oder als Folge von operativen Eingriffen (z.B. durch Krebserkrankungen) oder Unfällen vorkommen.

Die Schluckstörung zeichnet sich dadurch aus, dass die Beweglichkeit der Mund- und Schluckmuskulatur und/oder die Wahrnehmung (Sensibilität) im Mund und Rachenbereich beeinträchtigt ist. Dadurch kommt es zu Behinderungen des Schluckens und der Nahrungsaufnahme.

Die gestörte Nervenaktivität verursacht Schwierigkeiten bei der Koordination des Schluckvorganges.
Symptome sind u.a. Verschlucken, Husten, Räuspern bei oder nach Nahrungsaufnahme bzw. Trinken.

Schluckstörungen können zu Fehl- und Mangelernährung führen und somit lebensbedrohlich werden. Lebensgefahr kann auch auftreten, wenn durch falsches Schlucken Nahrungsreste in die Luftröhre gelangen (Lungenentzündung, Erstickungsgefahr).

Das wesentliche Ziel der Dysphagietherapie ist die sichere orale Ernährung.

Schluckstörungen bei Kindern können in jeder Alterstufe auftreten.
Sowohl Säuglinge als auch ältere Kinder können unter Schluckstörungen leiden. Bei den Säuglingen sind oft Frühgeborene betroffen, die z.B. nicht kraftvoll saugen können. Bei den älteren Kindern handelt es sich meist um Kinder mit körperlicher oder geistiger Behinderung.

Im Kindesalter unterscheidet man die Dysphagie (Störung der Nahrungsaufnahme) von der myofunktionellen Störung, die häufig mit Zahn und Kieferfehlstellungen verbunden ist.
Bei einer myofunktionellen Störung liegt im Wesentlichen eine Fehlfunktion aller beteiligten Muskeln im Mundbereich vor (Wangen-, Lippen-, Zungenmuskulatur).

 

Lese-Rechtschreibstörung

Von einer Lese-Rechtschreibstörung spricht man, wenn ein Kind das Lesen oder Schreiben in der dafür vorgesehenen Zeit nicht oder nur sehr unzureichend erlernt hat. Die Lese- und/oder Rechtschreibleistung liegt dabei unter dem Niveau, das aufgrund des Alters, der allgemeinen Intelligenz und der Beschulung zu erwarten ist.
Häufige Ursache hierfür kann eine auditive Wahrnehmungsstörung sein. Die Fähigkeit, lautliche Segmente der Sprache zu unterscheiden und im Gedächtnis zu speichern, ist gestört.
Die Betroffenen haben Probleme, den einzelnen Buchstaben die entsprechenden Laute und umgekehrt den Lauten die Buchstaben zuzuordnen.
Eine gestörte Sprachwahrnehmung zeigt sich bereits in den ersten Lebensjahren, die Kinder haben Probleme beim Erwerb der gesprochenen Sprache.
Auch eine Störung der visuellen Wahrnehmung kann zu einer Lese-Rechtschreibstörung führen. Wort- und Buchstabeninformationen werden hierbei deutlich verzögert und ineffektiver wahrgenommen.
Die Lese-Rechtschreibstörung ist eine Lernstörung, bei der die Speicherung von Lauten und Buchstaben erschwert ist (auditives Gedächtnis), sie ist eine spezifische Gedächtnisschwäche für sprachliches Material.

Die Therapie der LRS richtet sich nach den individuellen Problemen, die der Lese-Rechtschreibstörung zugrunde liegen. Dabei sollen Versagensängste abgebaut und Lernmotivation und Selbstbewusstsein wieder aufgebaut werden.